Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr einem Autounfall zuschaut und nicht wegsehen könnt? Sollte man natürlich nicht, aber man tut es trotzdem. Irgendwie ähnlich geht es mir mit der heurigen Oscar-Saison und vor allem mit Emilia Perez. Was als (von den Medien) vielversprechender Kandidat startete, hat sich in eine der größten Kontroversen der letzten Jahre verwandelt. Und es wird immer schlimmer und schlimmer
Anfangs schien es noch harmlos. Ein Film, der eine trans Frau als Hauptfigur zeigt, gespielt von einer trans Schauspielerin. Progressive Themen, ein europäischer Regisseur mit großem Namen. Doch dann kamen die ersten Stimmen aus Mexiko, die sich über die Darstellung ihrer eigenen Kultur beschwerten. Der Film, so hieß es, habe keine authentische Basis. Gedreht in Frankreich, von jemandem, der die Problematik nicht wirklich versteht. Und damit begann der Abstieg.
Als dann noch alte Tweets von Carla Sofia Gascon auftauchten, war das Chaos perfekt. Rassistische, islamfeindliche und abwertende Kommentare. Vieles nicht von vor Jahrzehnten, sondern aus jüngster Vergangenheit. Die Reaktion? Halbherzige Entschuldigungen, die nicht wirklich Entschuldigungen waren. Die Academy, die sonst so sehr auf ihr Image bedacht ist, steht nun vor einer schwierigen Entscheidung.
Wird Emilia Perez am Oscar-Abend triumphieren? Oder wird der Film zum Paradebeispiel dafür, dass sich Ignoranz und mangelnde Sensibilität nicht auszahlen? Die Antwort darauf könnte entscheiden, ob die Oscars ihre ohnehin schwindende Glaubwürdigkeit weiter verlieren.
Für eine ausführliche Analyse kann ich Dan Murrells Zusammenfassung nur empfehlen. Sachlich, präzise und ohne Drama.